
Ich hatte das große Privileg, meinen wundervollen Ehemann jung kennenzulernen. Da war ich gerade mal 17 Jahre alt, kam frisch aus einer kurzweiligen, enttäuschenden und - Gott sei Dank! - rechtzeitig zu Bruch gegangenen Beziehung und war mit meinen Eltern nun in Rom zur Priesterweihe eines befreundeten Diakons. Eigentlich wollte ich von Männern erst mal nichts mehr wissen.
Doch dann sah ich ihn vorne am Altar von Sankt Paul vor den Mauern - und es war Liebe auf den ersten Blick. „Das ist der Mann, den ich heiraten werde!“, schoss mir unwillkürlich durch den Kopf, während meine Mutter, der für gewöhnlich nichts entgeht, mit dem Ellenbogen schmerzlich in meine Seite stieß und mir aufgeregt zuraunte: „Mili, leg Dich ins Zeug!“. Rückblickend bin ich überzeugt davon, dass es der Heilige Geist war, der in diesem Moment kraftvoll mein Herz bewegte. Bei der anschließenden deutschsprachigen Führung durch die Katakomben wechselten wir zwar nur ein paar spärliche Sätze, doch als ich zurück nach Hause kam, erzählte ich allen strahlend, ich hätte den Mann meines Lebens getroffen. Mit dem ungläubigen Vater meiner besten Freundin wettete ich gar um eine Kiste Wein und jubelte triumphierend: „In ein paar Jahren reden wir!“. Fünf Jahre später schenkte er uns mit einem verschmitzten Lächeln eine Sammlung edler Weine zu unserer Hochzeit.
Meinem Mann und mir war beiden klar, dass wir jung heiraten und eine Familie gründen wollten. Wir wollten es andersherum machen als es das Diktat unserer Zeit vorschreibt: Erst einmal das Leben als Junggesellen genießen, die Karriere möglichst weit vorantreiben, ein Haus bauen, sich finanziell absichern und erst dann, wenn die biologische Uhr immer mahnender zu ticken beginnt, an die Familiengründung denken. Dagegen wollten wir uns bewusst entscheiden und uns stattdessen im Vertrauen auf unseren Herrgott in das Abenteuer Familie stürzen.
Da mein Vater mir die Bedingung stellte, wenigstens zuerst meinen Bachelor abzuschließen, absolvierte ich diesen zielstrebig statt in acht nur in sechs Semestern. Dann stand unserer Hochzeit nichts entgegen. Wir heirateten gleich nach meinem Abschluss im Februar 2013 mitten in der Fastenzeit, da es uns im Anschluss beruflich in die USA verschlug. Am Hochzeitstag gab es einen mächtigen Schneesturm, doch er konnte unsere Stimmung in keinster Weise trüben. Wir waren einfach nur glücklich.
Und das war nur der Anfang unserer nun schon sieben verrückten und gnadenreichen Jahre als Ehepaar. Inzwischen haben wir drei lebhafte Prinzessinnen zu Hause und durften im Sommer dieses Jahres einen Sohn in unserer Familie begrüßen.
Zeit für Langeweile kam nie auf, denn nebenher hielten uns meine zwei weiteren Studienabschlüsse und umfangreichen Hüftoperationen, der MBA meines Mannes sowie zwei Umzüge auf Trab. Ja – manchmal ist es chaotisch und oft fallen wir abends beide einfach todmüde ins Bett. Doch wenn wir davor in die Kinderzimmer schleichen und ehrfürchtig unsere selig schlafenden Kinder (sie sind wirklich Engel, wenn sie schlafen!) betrachten, füllt sich unser Herz mit unendlicher Freude und wir wissen: Das ist es allemal wert!
Dieser Beitrag erschien am 15. August 2019 in gekürzter Form in der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".