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AUF DER SUCHE NACH DEM

WAHREN, SCHÖNEN UND GUTEN

Verlust und Vertrauen





Drei meiner Freundinnen haben vor kurzem ihre ungeborenen Babys verloren. Auch ich habe schon zwei Mal in verschiedenen Entwicklungsstadien der Schwangerschaft eine Fehlgeburt erlitten. Auch wenn viele Frauen einen solchen Verlust erleben – 15 bis 20% der Schwangerschaften zwischen der fünften und zwölften Woche enden in einer Fehlgeburt -, wird dieses Thema selbst unter Frauen häufig tabuisiert.


Nichts kann uns vorbereiten auf die Wucht des Schmerzes, die der beglückenden Zeit sehnsuchtsvoller Vorfreude ein jähes Ende bereitet. Auf die reißende Leere im Bauch, über den wir unzählige Male liebevoll streichelten. Auf die stumme Finsternis des Ultraschallbildes, auf dem wir zuletzt das Herzchen unseres Kindes lebensfroh schlagen sahen.


Plötzlich sehen wir die Welt mit anderen Augen, werden uns wieder dem Wunder, aber auch der Zerbrechlichkeit des Lebens bewusst. Erkennen schlagartig, dass nichts selbstverständlich ist. Schauen möglicherweise mit vertiefter Dankbarkeit und neuem Staunen auf die Kinder, die uns bereits geschenkt wurden.


Viele plagen sich mit Vorwürfen, fragen sich, ob sie was falsch gemacht hätten. Und was uns alle bewegt, ist die quälende Frage nach dem Warum. Auf der Suche nach etwas Aufbauendem, das unserer Hoffnung auch inmitten dieser schmerzvollen Situation Ausdruck verleiht, stieß ich auf ein wunderschönes Gebet von Mutter Angelica, der Gründerin des katholischen Fernsehsenders EWTN. Ich habe es ins Deutsche übersetzt und möchte es hier mit Euch teilen:


Mein Herr, das Baby ist tot!


Warum, mein Herr – darf ich fragen, warum? Es wird weder das Flüstern des Windes hören noch das schöne Antlitz seiner Eltern sehen – es wird weder die Pracht Deiner Schöpfung sehen noch die Glut eines Sonnenaufganges. Warum, mein Herr?


„Warum, mein Kind – fragst Du „warum“? Nun, ich werde Dir sagen, warum.


Du musst wissen, das Kind lebt. Statt des Windes hört es den Klang der Engel, die vor meinem Thron singen. Statt der vergänglichen Schönheit sieht es die ewige Schönheit – es sieht mein Gesicht. Es wurde erschaffen und lebte eine kurze Zeit, um mit dem auf sein Antlitz geprägtes Abbild seiner Eltern vor mir stehen zu können als ihr persönlicher Fürsprecher. Es weiß um Geheimnisse des Himmels, die den Menschen auf Erden verborgen bleiben. Es lacht mit einer besonderen Freude, die nur die Unschuldigen besitzen.


Meine Wege sind nicht die Wege der Menschen. Ich erschaffe für mein Königreich und jede Kreatur hat einen Platz in diesem Reich, der von niemand anderem eingenommen werden kann. Das Kind wurde zu meiner Freude und zum Verdienst seiner Eltern erschaffen. Es hat nie Leid noch Sünde gesehen. Es hat nie Hunger noch Schmerz verspürt. Ich habe einem Samen eine Seele eingehaucht, ließ ihn wachsen und berief ihn in die Ewigkeit .“


Ich bin verlegen vor Dir, mein Herr, da ich Deine Weisheit, Güte und Liebe in Frage gestellt habe. Ich spreche unbedacht – verzeihe mir. Ich erkenne Deine uneingeschränkten Rechte über Leben und Tod an. Ich danke Dir für das Leben, das für eine so kurze Zeit begann, um sich für eine so lange Ewigkeit zu erfreuen.



 




Gebet nach einer Fehlgeburt
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