
Hand aufs Herz - wann haben wir das letzte Mal unseren Ehepartner lange und innig geküsst? Das, was in der ersten Zeit des Verliebtseins selbstverständlich ist, geht im Trubel des Familienalltags allzu oft verloren.
Ich hörte kürzlich von einem Priester, der Ehepaare herausforderte, sich öfters einen 7-Sekunden-Kuss zu geben. Einen Unterschied zu machen zwischen den flüchtigen Küsschen, mit denen wir unsere Eltern oder Freunde begrüßen, und den Küssen, mit denen wir unseren Ehepartner - etwa beim Nachhausekommen - empfangen.
Sieben Sekunden können zugebenermaßen eine kleine Ewigkeit sein! Aber es geht natürlich weniger um die genaue Zeit als um die innere Haltung. Es geht darum, unser Herz für unseren Geliebten vorzubereiten und uns immer wieder auf ihn auszurichten. Uns jeden Tag neu für den Menschen zu entscheiden, mit dem wir den Bund der Ehe schlossen.
Es kann ein wundervolles Ziel sein, uns nach einem langen Tag gegenseitig auf die Zusammenkunft mit dem anderen vorzubereiten – innerlich, aber auch äußerlich. So können wir beispielsweise versuchen, einerseits die Sorgen und den Stress des Arbeitstages schon einige Minuten vor der Ankunft hinter uns zu lassen und uns andererseits zuhause die Zähne zu putzen oder etwas Parfüm aufzulegen. Das wird nicht immer gehen, denn oft kommt einfach das Leben dazwischen. Aber es kann ein schönes Ideal sein, das wir uns vor Augen halten können.
Unsere Kinder lieben es, zu sehen, wie wir uns lieben! Ich habe an meinen Kindern oft beobachtet, wie sie strahlen, wenn sie Zeugen unserer Liebensbekundungen sind. Wie sie mit leuchtenden Augen zusehen, wenn wir uns lange fest umarmen oder uns einen zärtlichen Kuss geben. Dabei sollten sie natürlich nichts zu sehen bekommen, was nicht für sie bestimmt ist. Aber sie dürfen und sollten ruhig erfahren, dass Mama und Papa sich ganz besonders lieben.
Die Ehe ist das Fundament, auf dem unsere Familie steht oder fällt. Noch vor der Beziehung zu unseren Kindern sollte also die Beziehung zu unserem Ehepartner stehen. Vor allem, solange die Kinder klein sind, haben sie unzählige und laute Bedürfnisse, die sofort gestillt werden möchten. Sie verschlingen gleichsam gierig alles, was wir an Energie und Zärtlichkeit aufbringen können. Da bleibt oft wenig Zeit und Kraft für die Bedürfnisse des Ehepartners. Diese sind zwar meistens still und können warten, doch genauso wichtig.
Ein regelmäßiger „Eheabend“, an dem wir uns geplant Zeit füreinander und für tiefere Gespräche zu zweit nehmen, kann Wunder wirken. Gespräche, in denen es um uns als Paar geht, unsere Beziehung, unsere Bedürfnisse, um das, was uns im Umgang miteinander in der letzten Zeit beglückt oder auch verletzt hat. Dafür muss man gar nicht groß ausgehen – es reicht schon, die Kinder vielleicht etwas früher als gewohnt hinzulegen und danach in Ruhe gemeinsam zu Abend zu essen.
Erst der liebe Gott, dann mein Ehepartner, dann meine Kinder – so sollte die Reihenfolge der Prioritäten in unserer Familie also lauten. Und ein regelmäßiger 7-Sekunden-Kuss kann uns daran erinnern.