
In der vergangenen Fastenzeit haben wir folgenden Vorsatz gefasst: Jeden Abend gemeinsam als Familie ein Gesätzchen vom Rosenkranz zu beten. In Anbetracht der Tatsache, dass unsere Kinder damals sieben, drei, zwei und weniger als ein Jahr alt waren, erschien uns dieser Vorsatz als ein abenteuerliches, wenn nicht gar schier unmögliches Unterfangen. Und doch wollten wir es wagen und uns dieser – wie es uns schien – immensen Herausforderung stellen.
Im Vorfeld erstellte ich mithilfe eines Aufstellkalenders ein Rosenkranzbüchlein mit je zwei Bildern eines jeden Gesetzes, also insgesamt 40 Bildern. Um eine geeignete Auswahl treffen zu können, war es allein schon ein Vergnügen, mich mit den großen Kunstwerken der abendländischen Malerei auseinanderzusetzen. Wie viele Meisterwerke hat die Beschäftigung mit den großen Geheimnissen unseres Glaubens hervorgebracht! Wie viele Meister ließen diese Glaubensgeheimnisse aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und in je unverwechselbarem Stil durch ihren Pinselstrich lebendig werden! Raffael, Caravaggio, Perugino, Murillo, Giotto, della Francesca, Rubens, Buoninsegna und – mein Liebster! - Fra Angelico sind nur einige der vielen Meister, deren Werke wir nun täglich in unserem Rosenkranzbüchlein bestaunen.
Und so begannen wir schließlich, jeden Abend nach dem Abendessen ein Gesätzchen vom Rosenkranz mit den Kindern zu beten. Dabei stellen wir eine brennende Kerze und das Rosenkranzbuch in die Mitte unseres Esstisches, wählen gemeinsam eine Intention aus und wechseln bei jedem Ave Maria das Bild, sodass es zum jeweiligen Geheimnis passt. Oft erzählen wir auch etwas zum gerade gezeigten Bild, betrachten es eingehender oder weisen auf Details hin.
Zu jedem Gesätz beten wir zwei Ave Marias und können so am Ende das gesamte Geheimnis – gewissermaßen im Schnelldurchlauf – betrachten. Das hat sich für uns durch die Abwechslung und den Überblick über das gesamte Rosenkranzgeheimnis im Beten mit unseren Kindern bewährt.
Auch der Zeitpunkt nach dem Abendessen erwies sich als günstig, sind doch die Bäuchlein gut gefüllt und das Redebedürfnis nach der gemeinsamen Mahlzeit zunächst einmal gestillt.
Und nachdem sich das gemeinsame Rosenkranz-Gebet in den vergangenen Monaten zu einer festen Routine entwickelt hat, können wir sagen: Es funktioniert mal besser und mal schlechter, die Kinder sind mal ruhiger und mal aufgewühlter, aber es ist nicht unmöglich!
Ja, manchmal sind wir alle müde und würden am liebsten die Kinder gleich zu Bett bringen. Ja, manchmal muss einer von uns aufstehen, um sich um unseren Jüngsten zu kümmern, der sich durch nichts mehr an den Tisch halten lässt und lieber mit wackeligen Schrittchen in der Küche auf Entdeckungsreise geht. Ja, manchmal ist es eine echte Herausforderung, die Überwindung kostet.
Und dennoch dürfen wir das gemeinsame Rosenkranzgebet als großes Geschenk erfahren, das unsere Familie stärkt und eint. Manchmal staunen wir, mit wieviel Selbstverständlichkeit und Energie die Kinder dabei sind. Wie auch die jüngeren Kinder sich bemühen, so gut und andächtig mitzubeten, wie sie es vermögen. Und wie die Älteste die Abfolge der einzelnen Gesätze schon verinnerlicht hat.
Erweisen wir nun besonders im Rosenkranzmonat Oktober unserer himmlischen Mutter die Ehre und haben wir keine Angst davor, auch die Kinder miteinzubeziehen!